Mittwoch, 19. November 2014

Der Jude Jesus, Kriterium für Juden, Christen und Muslime

Immer wieder gibt es erbitterten Streit der Religionen miteinander und untereinander. Dabei geht es nicht nur um den Missbrauch der Religion zur Durchsetzung politscher Interessen. Es geht auch um das richtige Verständnis der Heiligen Schriften von Juden, Christen und Muslimen. Vergessen wir nicht den brutalen, dreißigjährigen Krieg zwischen Protestanten und Katholiken. Heute haben wir den großen Streit zwischen Sunniten und Schiiten im Irak um die gewaltsame Aufrichtung eines Kalifats, den Kampf zwischen Juden und Muslimen um die heiligen Stätten in Jerusalem. Alle, Juden, Christen und Muslime können sich auf ihre Heiligen Schriften berufen. Es sind nicht nur die vielen Stellen in der jüdischen Bibel, in denen der zornige Gott Israels sein Gericht über viele Völker, auch über sein eigenes Volk Israel vollzieht. Da ist wenigstens fast nur vom irdischen Gericht die Rede und wenig von einem Gericht im „Jenseits“. Viel schlimmer ist in meinen Augen, dass im Neuen Testament und im Koran Gott die Gottlosen in die Hölle verdammt und der ewigen Qual überantwortet. Soll dies der Gott der Christen und Muslime sein, der Menschen von Ewigkeit zu Ewigkeit foltert? – ein Gedanke, der so schrecklich ist, dass ich mir keinen schrecklicheren ausdenken kann. Was bedeutet es im Vergleich dazu, wenn Männer gekreuzigt oder geköpft, Frauen gehängt oder verbrannt werden? Alle Heiligen Schriften enthalten Stellen genug, um Buchstabengläubige aller drei monotheistischen Religionen zu Fanatikern der Gewalt zu machen. Und doch preisen Juden, Christen und Muslime ihre Heiligen Schriften nicht umsonst. Denn sie enthalten sehr viele großartige, wichtige, lehrreiche, warnende und tröstende Worte. Sie verkünden auch Gottes nie endende Gnade und Barmherzigkeit. Was aber gilt in der Frage der kriegerischen, der mörderischen Gewalt? Der Jude Jesus ist nicht nur der Prophet, der Gewaltlosigkeit, Feindesliebe und das Ende der Vergeltung von Bösem mit Bösem fordert. Er ist zugleich der Messias, der als wahrer Mensch Gottes Willen enthüllt und selbst vollbringt, der den brutalen Mächten widersteht mit allen Konsequenzen bis zur Kreuzigung. Er ist der Messias, der Sohn Davids, der wahre König der Juden, der seine Feinde nicht vernichtet, sondern für sie bittet und für sie stirbt. Der von Gott verlassen scheint und von Gott gerechtfertigt wird in der Auferstehung von den Toten. Gott ist eins mit ihm und zeigt Juden, Christen, Muslimen, ja der ganzen Welt, was er will und tut, um allen Völkern den Frieden zu bringen. Wer kann ihm mit dieser Konsequenz folgen? Wir können wissen, was recht ist und die ersten Schritte in seiner Nachfolge tun. Es gibt viele, die sich nicht, wie wir Christen, zu ihm bekennen und doch denselben Weg einschlagen, Juden, Muslime und viele andere, die Gott kennt.