Samstag, 8. November 2014

Die Bedeutung des Juden Jesus

Die Geschichte der Juden ist verknüpft mit der Geschichte des Juden Jesus von Nazareth. Natürlich werden Juden Jesus als eine der ihren anerkennen, ob sie ihn nun mehr als Rabbi oder als einen ihre Propheten ansehen. Aber mit der Anerkennung von Jesus als Rabbi oder Prophet allein ist seiner Bedeutung für das Judentum nicht Genüge getan. Auch die Würdigung der Bergpredigt Jesu allein verschafft ihm nicht diese Bedeutung. Es wird ja mit Recht darauf hingewiesen, dass Gandhi oder Tolstoi oder andere große Gestalten der Weltgeschichte zur Überwindung der Gewalt ähnliche Gedanken geäußert und Wege beschritten haben – und auch Gandhi oder Martin Luther King und manche andere sind als moderne Propheten getötet worden. Untrennbar verknüpft mit der Geschichte des Judentums ist Jesus aber dadurch, dass zuerst Juden und Jüdinnen ihn als den verheißenen Messias bekannten, und dass Menschen in der ganzen Welt dies Bekenntnis angenommen haben. Dass der Jude Jesus aus Nazareth der verheißene Messias, der Christus ist, ist bis heute das Fundament der christlichen Kirche auf Erden. Die Geschichte des Judentums wird fortgesetzt durch die christliche Kirche, die sich zu dem Juden Jesus bekennt. Der Messias-Titel hat immer eine politische Bedeutung. Ein Messias ist ursprünglich jeder König Israels, der durch seine Einsetzung berufen ist, für Gerechtigkeit, Heil und Frieden zu sorgen. Die Geschichte Israels, wie sie in der Hebräischen Bibel beschritten wird, konnte diese Erwartung bisher nicht erfüllen. Das gilt aber genau so auch für die christliche Kirche, die ihre Hoffnung auf den Juden Jesus, den Messias, setzt. Trotzdem ist die Hoffnung bei Juden und Christen nicht erloschen, dass dem Volk Israel und allen Völkern der Schalom geschenkt wird. Christinnen und Christen bekennen, dass Jesus ihre Sünde vergeben und ihrer Seele den Frieden gebracht hat. Das ist ein wesentlicher Teil des christlichen Glaubens, aber nicht das ganze Werk des Messias. Wenn der Friede nur auf die Seele der Gläubigen beschränkt wird, wird das Bekenntnis zu Jesus um die politische Dimension verkürzt. Der Gott Israels, der durch Jesus redet und wirkt, bringt auch den Völkern den Frieden. Wie kann das geschehen?

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