Freitag, 28. November 2014

Die besondere Bedeutung des Staates Israel

Israel ist 1948 mit Billigung der Vereinten Nationen auf dem Boden des alten Israel als provisorischer Staat gegründet worden. Es ist mir nicht bekannt, ob es ein anderes Beispiel dafür gibt, dass ein Volk, das bis vor 2000 Jahren einen bestimmten Teil der Erde bewohnte, dann in alle Welt zerstreut wurde, und trotzdem eine geistige Gemeinschaft bewahrte , – dass Glieder dieses selben Volkes nach 2000 Jahren am selben Ort, an dem ihre Vorfahren vor langer Zeit lebten, einen Staat errichteten. Muss nicht dieser seltsame Vorgang großes Aufsehen unter den anderen Völkern hervorrufen? Hat der Staat Israel nicht allein dadurch eine Sonderstellung unter den Völkern? Mehr noch: Das Volk Israel hat schon in den tausend Jahren vor dem Ende seiner staatlichen Existenz eine besondere Rolle als von Gott erwähltes Volk beansprucht. Und es hat in seinen heiligen Schriften wieder und wieder bezeugt, dass Gott ihm, dem Volk Israel, das „Land Kanaan“ als ewigen Besitz zugeschworen habe. Wie immer die Regierung in Jerusalem, die Israelis in Tel Aviv, oder die Juden in der Welt darüber denken, ist in diesem Zusammenhang nicht entscheidend. Der Staat Israel ist untrennbar mit den Zeugnissen seiner heiligen Schrift und der dreitausendjährigen Geschichte des Judentums verbunden.

Mittwoch, 19. November 2014

Der Jude Jesus, Kriterium für Juden, Christen und Muslime

Immer wieder gibt es erbitterten Streit der Religionen miteinander und untereinander. Dabei geht es nicht nur um den Missbrauch der Religion zur Durchsetzung politscher Interessen. Es geht auch um das richtige Verständnis der Heiligen Schriften von Juden, Christen und Muslimen. Vergessen wir nicht den brutalen, dreißigjährigen Krieg zwischen Protestanten und Katholiken. Heute haben wir den großen Streit zwischen Sunniten und Schiiten im Irak um die gewaltsame Aufrichtung eines Kalifats, den Kampf zwischen Juden und Muslimen um die heiligen Stätten in Jerusalem. Alle, Juden, Christen und Muslime können sich auf ihre Heiligen Schriften berufen. Es sind nicht nur die vielen Stellen in der jüdischen Bibel, in denen der zornige Gott Israels sein Gericht über viele Völker, auch über sein eigenes Volk Israel vollzieht. Da ist wenigstens fast nur vom irdischen Gericht die Rede und wenig von einem Gericht im „Jenseits“. Viel schlimmer ist in meinen Augen, dass im Neuen Testament und im Koran Gott die Gottlosen in die Hölle verdammt und der ewigen Qual überantwortet. Soll dies der Gott der Christen und Muslime sein, der Menschen von Ewigkeit zu Ewigkeit foltert? – ein Gedanke, der so schrecklich ist, dass ich mir keinen schrecklicheren ausdenken kann. Was bedeutet es im Vergleich dazu, wenn Männer gekreuzigt oder geköpft, Frauen gehängt oder verbrannt werden? Alle Heiligen Schriften enthalten Stellen genug, um Buchstabengläubige aller drei monotheistischen Religionen zu Fanatikern der Gewalt zu machen. Und doch preisen Juden, Christen und Muslime ihre Heiligen Schriften nicht umsonst. Denn sie enthalten sehr viele großartige, wichtige, lehrreiche, warnende und tröstende Worte. Sie verkünden auch Gottes nie endende Gnade und Barmherzigkeit. Was aber gilt in der Frage der kriegerischen, der mörderischen Gewalt? Der Jude Jesus ist nicht nur der Prophet, der Gewaltlosigkeit, Feindesliebe und das Ende der Vergeltung von Bösem mit Bösem fordert. Er ist zugleich der Messias, der als wahrer Mensch Gottes Willen enthüllt und selbst vollbringt, der den brutalen Mächten widersteht mit allen Konsequenzen bis zur Kreuzigung. Er ist der Messias, der Sohn Davids, der wahre König der Juden, der seine Feinde nicht vernichtet, sondern für sie bittet und für sie stirbt. Der von Gott verlassen scheint und von Gott gerechtfertigt wird in der Auferstehung von den Toten. Gott ist eins mit ihm und zeigt Juden, Christen, Muslimen, ja der ganzen Welt, was er will und tut, um allen Völkern den Frieden zu bringen. Wer kann ihm mit dieser Konsequenz folgen? Wir können wissen, was recht ist und die ersten Schritte in seiner Nachfolge tun. Es gibt viele, die sich nicht, wie wir Christen, zu ihm bekennen und doch denselben Weg einschlagen, Juden, Muslime und viele andere, die Gott kennt.

Sonntag, 9. November 2014

Du sollst nicht töten

Die Bedeutung der Juden besteht darin, dass sie den Willen Gottes in der Tora verkündeten und unmissverständlich deutlich machten, dass die wahre Frömmigkeit das Tun des Willens Gottes einschließt. Was will Gott? Juden haben selbst gefragt, was unter den Hunderten von Vorschriften und Verboten, die in den fünf Büchern Mose enthalten sind, das höchste Gebot ist. Es gibt nicht nur die zehn Gebote als eine Art Zusammenfassung des Willens Gottes: Nicht stehlen, nicht lügen, nicht neiden, nicht betrügen, keine falschen Eide schwören, Mitmenschen Erfolge gönnen, einander achten, Fremdlingen, Witwen und Waisen helfen. Es ist auch überliefert, dass Schriftgelehrte im Gespräch mit Jesus darin einig waren, dass Gottesliebe und Nächstenliebe die wichtigsten Gebote seien (Markus 12,28-33). Wie steht es aber mit dem Gebot: „Du sollst nicht töten?“ In der hebräischen Bibel wird von unzähligen kriegerischen Auseinandersetzungen berichtet, die oft von Gott selbst befohlen und angeführt werden. Siege über Nachbarvölker werden bejubelt, auch wenn Tausende dabei getötet werden, ja sogar, weil so viele Feinde getötet wurden. Der Krieg bedarf gar keiner Rechtfertigung, weil er selbstverständliches Mittel der Auseinandersetzung zwischen den Völkern ist. Wie ist aber das Töten im Krieg mit dem Gebot „Du sollst nicht töten“ zu vereinbaren? Die Auslegung der jüdischen Schriftgelehrten wird durch neue Bibelübersetzungen bestätigt: Dies Gebot lautet in Wirklichkeit: Du sollst nicht morden. Es bezieht sich auf die kriminelle Tat von einzelnen Verbrechern. Töten im Krieg ist kein Mord. Feinde werden oft Mörder genannt, die Geschichtschreibung handelt oft von mörderischen Kriegen. Aber wann wären je die Kriegsknechte oder Soldaten, die ihrer „Obrigkeit“ gehorcht, für sie gekämpft und gesiegt haben, von ihr selbst als Mörder vor Gericht gestellt worden? Das gilt auch für den Gott Israels und für die Kriege, die in seinem Namen geführt wurden. David wird vom Propheten Nathan im Auftrag Gottes beschuldigt, dass er die Ehe mit Bathseba gebrochen hat und ihren Mann Uria ermorden ließ. Aber wo wird er für seine vielen Kriege angeklagt, in denen viele tausend Feinde getötet wurden? Auch der Messias Jesus aus Nazareth bezeichnet den Hauptmann Kapernaum nicht als Mörder. Und doch widerspricht er fundamental nicht nur seinen jüdischen Zeitgenossen, sondern auch dem Jahrtausende alten Gewohnheitsrecht der Völker, Krieg zu führen.

Samstag, 8. November 2014

Die Bedeutung des Juden Jesus

Die Geschichte der Juden ist verknüpft mit der Geschichte des Juden Jesus von Nazareth. Natürlich werden Juden Jesus als eine der ihren anerkennen, ob sie ihn nun mehr als Rabbi oder als einen ihre Propheten ansehen. Aber mit der Anerkennung von Jesus als Rabbi oder Prophet allein ist seiner Bedeutung für das Judentum nicht Genüge getan. Auch die Würdigung der Bergpredigt Jesu allein verschafft ihm nicht diese Bedeutung. Es wird ja mit Recht darauf hingewiesen, dass Gandhi oder Tolstoi oder andere große Gestalten der Weltgeschichte zur Überwindung der Gewalt ähnliche Gedanken geäußert und Wege beschritten haben – und auch Gandhi oder Martin Luther King und manche andere sind als moderne Propheten getötet worden. Untrennbar verknüpft mit der Geschichte des Judentums ist Jesus aber dadurch, dass zuerst Juden und Jüdinnen ihn als den verheißenen Messias bekannten, und dass Menschen in der ganzen Welt dies Bekenntnis angenommen haben. Dass der Jude Jesus aus Nazareth der verheißene Messias, der Christus ist, ist bis heute das Fundament der christlichen Kirche auf Erden. Die Geschichte des Judentums wird fortgesetzt durch die christliche Kirche, die sich zu dem Juden Jesus bekennt. Der Messias-Titel hat immer eine politische Bedeutung. Ein Messias ist ursprünglich jeder König Israels, der durch seine Einsetzung berufen ist, für Gerechtigkeit, Heil und Frieden zu sorgen. Die Geschichte Israels, wie sie in der Hebräischen Bibel beschritten wird, konnte diese Erwartung bisher nicht erfüllen. Das gilt aber genau so auch für die christliche Kirche, die ihre Hoffnung auf den Juden Jesus, den Messias, setzt. Trotzdem ist die Hoffnung bei Juden und Christen nicht erloschen, dass dem Volk Israel und allen Völkern der Schalom geschenkt wird. Christinnen und Christen bekennen, dass Jesus ihre Sünde vergeben und ihrer Seele den Frieden gebracht hat. Das ist ein wesentlicher Teil des christlichen Glaubens, aber nicht das ganze Werk des Messias. Wenn der Friede nur auf die Seele der Gläubigen beschränkt wird, wird das Bekenntnis zu Jesus um die politische Dimension verkürzt. Der Gott Israels, der durch Jesus redet und wirkt, bringt auch den Völkern den Frieden. Wie kann das geschehen?

Samstag, 1. November 2014

Dokument einer durchgehaltenen Hoffnung

Die Geschichte Israels/der Juden ist ein Auf und Ab von Triumph und Scheitern, Verzweiflung und Lobgesang, schwerer Schuld, Sündenbekenntnis und Vergebung. Die Geschichte der Juden setzt sich fort über die biblische Zeit hinaus in die Jahrhunderte und Jahrtausende. Sie dauert heute noch an. Nie ist das ganze Volk abgeirrt von den Geboten Gottes, immer ist ein Rest geblieben. Die Juden haben die schwersten Verfolgungen überstanden. Sie haben die Schoa überlebt. Ihre Hoffnung auf Gott und sein kommendes Reich der Gerechtigkeit und des Friedens, des Schalom, ist nie erloschen.